Global Mobility aktuell: Die Relocation-Trends für Deutschland 2021
Die 5 signifikanten Relocation-Trends im Jahr 2021 - präsentiert von Anders Consulting Relocation Service
In 2021 hat das zweite Halbjahr bereits begonnen. Werfen wir einen Blick zurück und schauen, was sich bis Ende des Jahres und darüber hinaus fortschreiben lässt. Welche Rolle hat Corona gespielt? Was sind die Treiber neuer Entwicklungen und was erwartet Unternehmen wie Expats und Fachkräfte aus dem Ausland in der Zukunft?
Von Christoph Anders, Gesellschafter und Mitglied der Geschäftsleitung bei ANDERS CONSULTING Relocation Service
Trend 1: Es wird dauern bis wieder so viele Entsendungen und Neu-Rekrutierungen von Fachkräften aus dem Ausland stattfinden wie vor Corona
Klar ist, dass Corona seit dem 1. Quartal 2020 einen großen Einfluss auf die globale Mobilität von Mitarbeitern hatte. Vor allem unter dem Schock der zweiten und dritten Welle haben Unternehmen Entsendungen gestoppt und auch die Rekrutierung von dringend benötigten Fachkräften stark zurückgefahren, z.B. im Gesundheitswesen.
Neue Projekte, die 2020 Personalbedarf hätten auslösen können, wurden vielfach auf Eis gelegt. Die Unsicherheit globaler Lieferketten und expansiver Unternehmensstrategien in andere Märkte haben den deutschen Arbeitgebern einen ordentlichen Schrecken eingejagt. War man zuerst nur vorsichtig, kamen später effektive Einreisehindernisse, bzw. sogar Transport- und Einreiseverbote hinzu. Viele Arbeitnehmer hingen im Ausland fest und mussten ins Home-Office gehen, was neue Probleme schaffte. Und dann kam ja auch noch die zunehmende Verunsicherung durch den Brexit hinzu, was z.B. Musiker und die Unterhaltungsindustrie hart getroffen hat. Der schmutzige Wahlkampf in den USA hat zur Beruhigung auch nicht gerade beigetragen.
Obwohl Trump nun weg ist, der Brexit vor allem für die Briten unerfreulich verläuft und die Impfquoten in Europa beachtlich sind, bleibt die Verunsicherung groß. Was wird Corona noch bringen, welche Veränderungen bringt der Klimawandel und was wird mit den Zinsen? Grund zur reinen Freude gibt es also nicht und das schlägt auch auf die Mobilität der Global Workforce durch.
Trend 2: Im Bereich von Relocation-Dienstleistungen wird es eine Marktbereinigung geben, vielleicht nicht überwiegend durch Pleiten, aber durch Übernahmen, Zusammenschlüsse und Geschäftsaufgaben.
Die Absagen vieler Einreisen von Arbeitnehmern hat alle Branchen erfasst, die mit der weltweiten Mobilität von Arbeitnehmern Richtung Deutschland zu tun haben: Nicht nur Immigration- und Relocation-Agenturen mit dem klassischen Portfolio aus Arbeitserlaubnis/Visum, Wohnungssuche und Unterstützung beim Einleben waren betroffen, sondern auch die Anbieter von Boardinghouses und Serviced Apartments standen auf dem Schlauch, Sprachschulen, Übersetzer und die Anbieter interkultureller Trainings waren ebenfalls vielerorts zur Untätigkeit verurteilt und machten keine Umsätze.
Was für Geschäftsreisen gilt, nämlich, dass sie zumindest teilweise durch Online-Meetings ersetzt werden können, ist für Relocations nicht in gleichem Umfang zu erwarten. Zwar hat sich in der Arbeitswelt das Home-Office einen festen Platz ergattert, aber dass der indische Systemanalytiker seine Arbeit in einem Startup in Berlin ganz von Delhi aus erbringt, ist bis auf weiteres nicht zu erwarten.
Trend 3: Das beschleunigte Fachkräfteverfahren war ein Befreiungsschlag, ohne die Sicherung der deutschen Fachkräftebasis in vielen Bereichen, z.B. in der Kranken- und Altenpflege, in Berufen mit hoher digitaler Intensität und in der Umwelttechnik gar nicht mehr funktionieren würde
Ein schwarzes Jahr 2020 war es auch für das Auswärtige Amt und die deutschen Auslandsvertretungen. Das ohnehin fragile, unterfinanzierte und personell ausgehöhlte System kollabierte, so dass Visumanträge gar nicht oder erst mit monatelanger Verzögerung gestellt oder bearbeitet werden konnten. Damit war das bislang übliche Standardverfahren für die Beantragung von Visa für die Beschäftigung praktisch erledigt.
Daran hat auch die Errichtung des Bundesamtes für Auswärtige Angelegenheiten (BfAA), das auch Visumanträge bearbeiten soll, um die Botschaften zu entlasten, nichts geändert. Es wurde 2020 ins Leben gerufen, hat aber noch nicht spürbar ins Geschehen eingegriffen, obwohl die Sollstärke zum Sommer 2021 bei rund 400 Mitarbeitern liegen sollte. Zum Glück gibt es seit 2020 eine Alternative zum Standardverfahren, das sogenannte beschleunigte Fachkräfteverfahren.
Im beschleunigten Fachkräfteverfahren wird seit dem 1. März 2020 die Arbeitslast von den deutschen Auslandsvertretungen weg in die Ausländerbehörden im Inland verlagert. So sehen es die vielen Änderungen des Fachkräfteeinwanderungsgesetzes in Aufenthaltsgesetz vor. Die akademische oder gewerbliche Fachkraft beginnt ihre “Customer Jouney” nicht mehr mit einem Termin bei der Botschaft oder dem Konsulat (Standardverfahren), sondern sie beauftragt ihren Arbeitgeber als Bevollmächtigten mit der Führung des Verfahrens in Deutschland bei der für den Betrieb zuständigen Ausländerbehörde.
Nun war 2020 /2021 aber auch für die Ausländerbehörden, die in der Verantwortung der jeweiligen Gemeinde oder des Landkreises stehen, ein Schreckensjahr. Die Arbeitslast stieg enorm an, weil viele Inhaber eines Aufenthaltstitels im Ausland gestrandet waren und irgendwie nach Deutschland zurückkommen mussten. In Deutschland strandeten wiederum die Inhaber von 3-Monats- und Schengenvisa und fluteten die Ausländerbehörden mit Anfragen. Und dann sollten zudem alle britischen Staatsbürger ihre Aufenthaltspapiere bekommen. Und das ganze erfolgte während der Publikumsverkehr wegen Corona weitgehend eingestellt werden musste.
Trend 4: Digitale Lösungen für Relocation-Services sind auf dem Vormarsch, bzw. viele Anbieter probieren sich daran
Schon seit vielen Jahren gibt es Tracker und Apps, mit denen Relocation-Dienstleistungen gesteuert, ausgeführt und kontrolliert werden. Oft werden die Daten noch manuell erfasst, was hohe Kosten verursacht. Die Entwicklung schreitet jedoch überall voran. Apps für den Umzug gibt es schon wie Sand am Meer und auch global agierende Relocation Management Companies versprechen, dass Kommunikation, Timing, Kosten und Performance mit einer mobilen App erheblich gesteigert werden können. Datenschutzrechtliche Aspekte sind ebenfalls eine besondere Herausforderung, denn die Fülle der sehr persönlichen und schutzbedürftigen Daten der Klienten erfordert u.a. verschlüsselte Kommunikation, spezielle Zugangssicherungen und viele weitere Maßnahmen.
Der Trend zur Digitalisierung wird sich dennoch weiter verstärken, wobei Deep Learning und Expertensysteme sicherlich den eigentlichen Durchbruch bringen werden, damit der zu betreuende Kunde nicht nur effizienter zu verwalten ist, sondern auch die Qualität der Situationsanalyse und der Beratung steigt, denn sie wird durch die aktuellen Apps bislang nicht besser. Die Frage, ob ein Kandidat eine Blaue Karte EU bekommen kann oder als „Spezialist“ betrachtet werden muss, hängt einfach von zu vielen Faktoren ab, als dass die Maschine das schon könnte, was aber sicherlich nur eine Frage der Zeit ist. Und ob es der Relocation-Branche und dem Kunden wirklich hilft, wenn der Relocation-Consultant zum Pizza-Fahrer, bzw. DHL-Paketboten verkommt, darf bezweifelt werden.
Zudem mangelt es an Schnittstellen zu den Behörden und dem nicht vorhandenen digitalen Workflow der Verwaltungen. So endet jede App an der Schwelle zur Behörde, wo wieder Originale oder beglaubigte Kopien benötigt werden und digitale Signaturen nicht überall akzeptiert werden. Und fast jede Melde- oder Ausländerbehörde hat eigene Prozesse entwickelt, die sich digital (noch) nicht hinreichend abbilden lassen. Fazit: Die Digitalisierung kommt, aber nicht so schnell wie in vielen anderen Bereichen.
Trend 5: Der Immobilienmarkt wird zur Gefahr für die Fachkräfteeinwanderung
Nicht nur Deutsche, auch die dringend benötigten Fachkräfte, akademisch wie nicht-akademisch, haben allergrößte Schwierigkeiten, bezahlbaren Wohnraum zu finden, zum Beispiel in München, wo die Lage besonders krass ist. Die wirklich stattlichen Zahlen an Pflegekräften von den Philippinen, IT-Spezialisten aus Indien oder Ingenieuren aus Russland, die respektable Einkommen erzielen, die stets dem entsprechen müssen, was ein Deutscher in vergleichbarer Position verdienen würde, um überhaupt den Zugang zum deutschen Arbeitsmarkt zu erhalten, können sich bei Mieten für Neuanmietungen von 20,00 bis 25,00 Euro kalt in guten Lagen der deutschen Metropolen kaum eine Wohnung leisten. Außerdem prallen sie als Ausländer am seit Corona noch einmal schärferen Auswahlverfahren bei der Vergabe von Wohnraum ab. Denn wer weiß im Jahre 2021 schon, ob Mohammed Asylbewerber oder gesuchter Systemprogrammierer mit kanadischem Pass ist?
Arbeitgeber sind also zunehmend gefordert, ihre aus dem Ausland nach Deutschland kommenden Arbeitnehmer in diesem Punkt buchstäblich nicht im Regen stehen zu lassen. Der Service dafür ist bei uns sofort und bundesweit buchbar.
Foto: Anders Consulting Relocation Service